Von Author: Isabell Baumann | |
Category: Aktuelles

Interview Hilger Pothmann I Head of Human Resources & Member of Regional Management bei der Deutschen Bank AG

Fragen: Josina Moll
Foto: Deutsche Bank AG
Wetter: sonnig, 22°C

 

STRAKI – Wie bist du auf den Verein aufmerksam geworden?

HILGER POTHMANN – Das war im Jahr 2010 durch einen für mich sehr bewegenden Bericht im Tagesspiegel. Darin wurde der Verein portraitiert und auf die Not der Kinder hingewiesen. Als ich den gelesen hatte, habe ich Eckhard Baumann angerufen und mich erkundigt, wie man sich beim Straßenkinder e.V. engagieren kann.

STRAKI –Wie sieht deine Unterstützung für den Verein aus?

HILGER POTHMANN – Neben meiner privaten Unterstützung durch Spenden erhalten wir für den Straßenkinder e.V. regelmäßig von Kolleginnen und Kollegen meines Arbeitgebers, Deutsche Bank AG, warme Kleidung, Schlafsäcke und Decken für den Winter und Geldspenden im Rahmen überregionaler Aktionen. Zudem besorgen unsere Berliner Kolleginnen und Kollegen in enger Abstimmung mit dem Verein seit vielen Jahren weit über 100 individuelle Weihnachtsgeschenke, die die Straßenkinder bei der Weihnachtsfeier des Vereins mit großen Augen erhalten. Unsere Zentrale in Frankfurt beteiligt sich jedes Mal mit einer Geldspende an solchen Mitarbeiteraktionen im Rahmen unseres sozialen Engagements als Bank. Für die etwas älteren Straßenkinder unterstützen wir mit unserem Rotary Club Berlin Zitadelle Spandau e.V. die Außenstelle des Vereins in der Warschauer Straße. Dort befindet sich eine Garagenwerkstatt, in der Jugendliche an handwerkliche Tätigkeiten und entsprechende Erfolgserlebnisse herangeführt werden. Zukünftig finden hier auch – mit etwas Unterstützung seitens unseres Rotary Clubs – Berufscoaching und Unternehmensbesuche statt, um die Jugendlichen noch aktiver in Richtung Beschäftigung und damit „weg von der Straße“ zu lotsen. Wahnsinn, was das Team von Eckhard Baumann hier leistet!

STRAKI – Was begeistert dich an der Arbeit des Vereins?

HILGER POTHMANN – Diese Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Jede/r Mensch verfügt über Potenzial. Die Klient*innen des Vereins haben bisher Schlimmes erlebt. Das können sich die meistens von uns nicht annähernd vorstellen. Das Team des Straßenkinder e.V. leistet mit Herzblut und hoher Professionalität einen großen Beitrag dazu, dass viele dieser „Klient*innen“ überleben, den Weg in Richtung sozialer Teilhabe, Persönlichkeits- und beruflicher Entwicklung finden.

STRAKI – Was motiviert dich, dich für den Verein zu engagieren?

HILGER POTHMANN – Wie gesagt, jede/r Mensch verfügt über Potenzial und sollte eine Chance bekommen, dieses auch zu entfalten. Da ich echt wenig Ahnung habe, wie man diesen Menschen wirksam hands-on helfen kann, möchte ich mit meinem persönlichen Engagement sowie privatem- und beruflichem Netzwerk irgendwie diejenigen unterstützen, die in diesem Gebiet Profis sind. Das ist aus meiner Sicht sehr sinnvoll.

STRAKI – Was war dein Highlight in der bisherigen Unterstützung?

HILGER POTHMANN – Jeder Besuch bei Bolle oder in der Warschauer Straße ist für mich ein Highlight. Ganz besonders betroffen gemacht hat mich Kevin’s (5 Jahre) Situation. Er lief während eines meiner Besuche in Bolle auf der Straße vorbei. Ein Teammitglied des Vereins erklärte mir, dass Kevin tags zuvor im Hausflur eines der Hochhäuser auf der Fußmatte vor der Wohnung seiner Familie übernachten musste. Er war um 18.15 Uhr anstatt um 18 Uhr vom Spielen nach Hause gekommen. Seine Eltern haben ihn deswegen mit Aussperren bestraft. Kevin’s Klopfen und Flehen haben die Eltern, beide stark drogen- und alkoholabhängig, ignoriert. In Bolle findet Kevin Zuwendung und bestmögliche Unterstützung.

STRAKI – Was wünschst du dir für die Zukunft des Vereins?

HILGER POTHMANN – Ich wünsche dem Straßenkinder e.V. maximale Aufmerksamkeit bei z.B. Politik, Bildungsträger, Verwaltung, Firmen, Stiftungen und alle Mitbewohner*innen dieser schönen Stadt Berlin. Darüber erhält der Verein hoffentlich auch in Zukunft hinreichend materielle Unterstützung, um nicht nur die heutigen Klient*innen zu unterstützen, sondern auch beim Erweitern seines Angebots und weiterhin erforderlichem Wachstum seiner Ressourcen. Die Not ist groß. Dieser Verein hat eine Plattform geschaffen, worauf wir als Gesellschaft stolz sein können! Jeder von uns kann sich hier je nach persönlichen Möglichkeiten enorm sinnstiftend einbringen.

Mehr interessante Fakten über den Straßenkinder e. V. findet ihr im aktuellen Jahresbericht.