Reisebericht aus der Ukraine

Bereits 2017 haben wir eine Jugendhilfeeinrichtung in Znamyanka gegründet. Seit Kriegsbeginn sind es sechs weitere geworden. Mehrfach im Jahr begleitet unser Vorsitzender Eckhard Baumann die Ukraine Kidsclubs und die humanitäre Hilfe. In diesem Artikel berichtet er über seinen letzten Besuch:

Ende September reiste ich wieder für rund 12 Tage in die Ukraine, um dort unsere insgesamt sieben Kidsclubs zu besuchen. In der Stadt Dnipro konnten wir nach rund einem Jahr Bauzeit die tollen Räume der „Skykids“ eröffnen. Mit den Leitern Olya und Bogdan bin ich schon seit 2013 befreundet und sie sind sehr vertrauenswürdige Personen.

Dort in Dnipro entstand also mitten in den Plattenbauten ein neues Kidszentrum. Man muss wissen, dass solche privaten Initiativen für die Ukraine und auch für Moldawien absolutes Neuland sind. Umso wichtiger, dass wir als Straßenkinder e.V. hier zusammen mit „Ein Herz für Kinder“ solch ein Projekt auf die Beine stellen konnten. Bereits bei der Eröffnung waren mehr als hundert Kids da. Neben der tollen Feier berühren mich immer persönliche Begegnungen mit den vom Krieg betroffenen Kindern. Ich kann Ihnen sagen: Wenn man in manche Kinderaugen, wie die von Nikole (12) schaut und die Zerbrochenheit sieht, dann erkennt man die ganze Last dieser Situation, die auf den Kinder liegt. Mein Trost kommt hier von den Kindern und Jugendlichen ganz persönlich: In all unseren Kidsclubs erzählten mir unzählige Kinder und Jugendliche, was dieser Ort für sie bedeutet und wie er ihnen hilft, alles Schlimme da draußen zu vergessen.

In Zaporizhzhia, der nächsten Stadt, die ich besuchte, leitet Ruslana, eigentlich eine junge Anwältin, die ich seit ihrer Jugend kenne, unseren Kidsclub. Das bedeutet für sie und das Team: Jeden Tag 80 Kids bekochen, hegen, pflegen, fördern und bei Luftalarm in den Keller, oder wenn die Zeit zu knapp ist, zwischen Betonwände zu flüchten. Ich habe das hautnah miterlebt – eine Stunde vor unsere Ankunft schlug eine russische Fliegerbombe im Nachbarbezirk ein.

Vielleicht fragen sie sich: Warum so ein Risiko eingehen und in so ein Land bei Kriegsgefahr zu reisen? Die einfache Antwort ist: Dort sind Kinder in Not und wir können helfen! Ich glaube, Nächstenliebe geschieht mit Taten, nicht mit Worten.

Gott sei Dank sind die anderen unserer Kidsclubs in Poltava, Znamyanka, Odessa, Izmail und Cantemir in Moldawien um einiges sicherer, aber genauso wichtig, gerade weil viele Binnengeflüchtete dort landen.

In Odessa werden aktuell neue Räume aufgebaut. In Izmail in Bessarabien erreicht unser Team mit dem „Kidscarnival“ jedes der umliegenden 70 Dörfer und Städte, d.h. rund 10.000 Kinder und Jugendliche. Ich war selbst bei einem Kidscarnival dabei und es macht mir immer noch Spaß, mit den Jugendlichen Volleyball zu spielen, den Kids bei Ihrem ersten Sprung (überhaupt!) auf einer Hüpfburg zuzusehen, gemeinsam einen Bubbletea oder Mocktail zu trinken, oder am bunten Programm teilzunehmen. Dort lernte ich auch den kleinen Sasha (9) kennen. Er stammt aus einem dieser Dörfer, zeigte immer wieder aufgeregt auf seinen Hot Dog und sagte:

„Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen- ich habe immer davon geträumt einmal im Leben einen Hot Dog zu essen!!“ (Sasha, 9 Jahre)

Die Schuldirektorin erzählte uns: „Die Kinder werden vieles aus ihrer Kindheit vergessen, aber diesen Tag niemals“. Zu guter Letzt war ich mit dem Bürgermeister von Cantemir in Moldawien dabei, die erste und bisher einzige Jugendhilfeeinrichtung in der Region zu eröffnen, die von unseren ukrainischen Leitern Tanja und Sasha geleitet wird. Für die Moldawier ist das etwas Erstaunliches, das hörte ich immer wieder: Da kommen Flüchtlinge aus der Ukraine und bauen uns ein Jugendzentrum und das zusammen mit Straßenkinder e.V. aus Deutschland.

Sicher können Sie sich denken, dass dieser Arbeitszweig von Straßenkinder e.V.  viel Geld kostet, pro Jahr rund 400.000€. Hierfür verwenden wir nur zweckbestimmte Spenden. Ich kann Ihnen versprechen: Jeder Cent kommt bei den Kindern an! Bitte spenden Sie hier:

Alternativ können Sie auch über unser Spendentool (oben rechts) spenden.
Bitte geben Sie als Spendenzweck bzw. Nachricht “Ukraine Kidsclubs und Nothilfe” an.